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OPEC+ senkt Ölförderung: Saudi-Arabien stellt sich offen gegen die USA

Die OPEC+ hat vor einer Woche eine radikale Senkung der Ölförderung beschlossen und damit offen gegen den Willen der USA gehandelt. Die Medien thematisieren das erstaunlicherweise kaum.

Diese Entscheidung wurde von einigen Kommentatoren in den USA als eine regelrechte "Kriegserklärung" an Washington bezeichnet, da sich Saudi-Arabien in den letzten 50 Jahren stets den Wünschen der USA untergeordnet hat, wenn es darum ging, die Ölfördermengen aus politischen Gründen im Interesse der USA zu manipulieren.


Der Machtverlust der USA

Offenbar hat sich einiges geändert, denn im Juni ist der greise US-Präsident Biden extra nach Saudi-Arabien geflogen, weil er um eine Erhöhung der Ölfördermenge betteln musste. Immerhin stehen in den USA wichtige Zwischenwahlen an und hohe Benzinpreise sind dort sehr unpopulär. Und auch die EU braucht dringend niedrigere Ölpreise, zumal sie demnächst freiwillig auf russisches Öl verzichten will. Aber der saudisches Kronprinz hat Biden lächelnd die kalte Schulter gezeigt – ein Novum in der jüngeren Geschichte.

Die OPEC+ bestehen aus den Staaten der OPEC plus Russland, daher der Name. Und die OPEC+ hat bereits vor einem Monat die Ölfördermenge gesenkt, wenn auch nur um 100.000 Barrel pro Tag. Aber schon das war eine Ohrfeige für die USA und den Westen, die mit allem Nachdruck das Gegenteil, nämlich eine Erhöhung der Fördermenge, gefordert hatten.

Daher war die Erklärung der OPEC+, dass sie Ölförderung nun um gleich zwei Millionen Barrel pro Tag senken würden, eine geopolitische Sensation, die bestätigt, was ich schon im Juli geschrieben habe: Die USA haben ihren Einfluss auf die arabischen Länder weitgehend verloren.

Wer ist hier isoliert?

Daher habe ich abgewartet, ob „Qualitätsmedien“ wie der Spiegel das Thema aufgreifen würden. Aber Fehlanzeige, denn der Spiegel hat in der Woche, die seit der Entscheidung vergangen ist, dazu nur zwei Artikel veröffentlicht. Der erste Artikel war ein trocken formulierter Bericht über die Entscheidung der OPEC+, in dem auch erwähnt wurde, dass diese Entscheidung gegen den Willen der USA getroffen worden ist. Der zweite Artikel war eine Kolumne, in der Christian Stöcker sich in seiner üblichen Manier in Rage schreiben durfte und in dem es um die Frage ging, „ob man am Untergang der Zivilisation verdienen möchte.“ Die Zivilisation geht für Stöcker nämlich immer dann unter, wenn jemand anderer Meinung ist, als der kollektive Westen.

Was im Spiegel aber bis heute fehlt, ist eine geopolitische Einordnung der Entscheidung der OPEC+. Offensichtlich will der Spiegel nicht, dass seine Leser erfahren, wie isoliert der Westen inzwischen in der Weltpolitik ist, denn das gewollte Narrativ ist ja, dass Russland angeblich isoliert ist. Dabei haben sich nur die direkten Vasallen der USA, vor allem in der EU, den anti-russischen Sanktionen angeschlossen. Bei den Sanktionen macht nicht nur kein anderes Land der Welt mit, nein, die arabischen Länder, bisher treue Erfüllungsgehilfen der USA, stellen sich sogar offen gegen die Wünsche der USA.

Dass es nicht Russland ist, das weltweit isoliert wurde, sondern dass der Westen sich selbst international isoliert hat, ist eine bittere Wahrheit, die Leser deutscher „Qualitätsmedien“ nicht erfahren sollen. Die „Qualitätsmedien“ berichten stattdessen fröhlich davon, dass sich die Weltgemeinschaft angeblich gegen Russland gestellt hat. Wie diese „Weltgemeinschaft“ aussieht, hat das chinesische Außenministerium kürzlich auf einer Weltkarte gezeigt.


Der Affront

Aber es kommt noch schlimmer für die USA, denn Saudi-Arabien hat bei der aktuellen Gelegenheit den Preis für sein Öl für einige Weltregionen gesenkt, für die USA hingegen erhöht. Über diese weitere schallende Ohrfeige für die Biden-Regierung hat Bloomberg berichtet:

„Aramco erhöhte die Preise für mittelschwere und schwere Sorten für Asien im Vergleich zum Vormonat um 25 Cent pro Barrel und senkte die Preise für leichte Sorten um 10 Cent. Alle offiziellen Verkaufspreise für Nordwesteuropa und den Mittelmeerraum wurden gesenkt. Die Preise für die USA, einen relativ kleinen Markt für Aramco, wurden um 20 Cent angehoben.“

Auch wenn (oder gerade weil) saudisches Öl auf dem amerikanischen Markt nur noch einen kleinen Marktanteil hat, nachdem die USA dank Fracking zum größten Ölproduzenten der Welt geworden sind, ist die Preiserhöhung eine sehr unfreundliche Geste in Richtung Biden, der angesichts seiner miserablen Umfragewerte vor den Vorwahlen jede Unterstützung brauchen kann.

Öl und Gas als Mittel der Politik

Die Kommentatoren in den USA schäumen vor Wut und werfen den Saudis alles mögliche – von einer „Kriegserklärung“ bis zu einem „Bündnis mit Russland“ vor -, aber der Vorgang zeigt vor allem eines: Es waren nie „böse“ Länder wie Russland, die Öl oder Gas als politische Waffe einsetzen. Das waren immer die USA, die den Ölpreis zum Beispiel in den 80er Jahren zusammen mit den Saudis gesenkt haben, um der Sowjetunion die Einnahmen zu schmälern. Noch Ende 2014 haben die USA Druck auf die Saudis ausgeübt, um den Ölpreis zu senken und Russland zu schaden.

Es war immer der Westen, der Bodenschätze (anderer Länder) als politische Waffe eingesetzt hat, um seine Interessen durchzusetzen. Auch heute ist es die EU, die russisches Gas als Waffe einsetzt, indem sie darauf verzichten und Russland so seine Einnahmen aus dem Gasexport nehmen will. Der Westen hat sich an dieses Verhalten so sehr gewöhnt, dass der Schock jetzt groß ist, weil das zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte nicht mehr funktioniert.

Die Saudis – und mit ihnen die anderen arabischen Staaten – sind selbstbewusster geworden und haben bemerkt, dass die USA schwächer werden. Daher wollen sie sich nicht mehr vorschreiben lassen, wie sie den Ölpreis auf Wunsch der USA zu manipulieren haben. Ihnen geht es um rein wirtschaftliche Fragen und es ist im wirtschaftlichen Interesse der ölexportierenden Länder, dass der Ölpreis stabil auf einem moderat hohen Niveau bleibt. Das gibt ihnen Planungssicherheit bei ihren Finanzen.

Daher regulieren sie ihre Fördermengen so, dass der Ölpreis zwischen 90 und 120 Dollar pro Barrel bleibt. Nachdem der Ölpreis aufgrund der westlichen Politik schwächelnden Weltwirtschaft (zuerst Corona-Maßnahmen und nun Russlandsanktionen) zuletzt auf 80 Dollar gefallen war, hat die OPEC+ die starke Reduzierung der Ölförderung beschlossen, die den Ölpreis sofort wieder über die Marke von 90 Dollar befördert hat.

Die Entscheidung, die Ölfördermenge zu senken, war eine rein wirtschaftliche Entscheidung, die aber dem Westen, der seit 50 Jahren daran gewöhnt ist, die Ölpreise gemäß seinen politischen Wünschen manipulieren zu können, gar nicht gefällt.

Die Illusionen der EU

Wie tief diese Gewohnheit des Westens sich in die Köpfe der westlichen Politiker eingebrannt hat, sehen wir gerade in der EU. Die EU will auf russisches Öl und Gas verzichten und obwohl die katastrophalen Folgen bereits offensichtlich sind, bleiben sie bei den selbstmörderischen Kurs.

Ursula von der Leyen und andere führende Politiker der EU und ihrer Mitgliedsstaaten sind der Meinung, die könnten nun, nachdem die OPEC nicht mehr auf sie hört, mit „Preisdeckeln“ für Öl und Gas arbeiten. Die Idee ist absurd, denn im Klartext erwarten sie, dass Ölexporteure der EU das Öl unter Marktpreis verkaufen werden. Nur wer tut so etwas?

Die Folge wird eine weitere Verknappung von Öl und Gas in der EU sein, die die Preise in Europa weiter in die Höhe treiben wird. Das sage nicht ich, das sagt jemand, der es wissen muss, nämlich der Energieminister von Katar, wie wir gleich sehen werden.

Bundeskinderbuchautor Habeck war vor einigen Monaten in Katar, um bei den Emir, der LGBT-Leute einsperren lässt, um Gas anzubetteln. Habeck hat sich dabei eine Abfuhr geholt; erstens, weil Habecks Vorstellungen unrealistisch waren und Habeck Gas nicht zu Katars Bedingungen kaufen wollte, und zweitens, weil Katar, selbst wenn es wollte, den Gasbedarf Europas gar nicht decken kann.

Der Energieminister von Katar wurde in einem Interview danach gefragt und er sagte, Europa könne nicht unabhängig von russischem Gas werden, weil Flüssiggas weder jetzt, noch in naher Zukunft, in ausreichender Menge vorhanden ist, um russisches Gas zu ersetzen. Auf die Frage, ob Europa Gaslieferungen aus Russland ersetzen könnte, antwortete er:

„Nein, sie werden auf russisches Gas zurückgreifen müssen. Ich hoffe, dass es irgendwann ein Ende dieser Krise gibt. Dass es Vermittlungen gibt, die Europa Frieden bringen und hoffentlich etwas von dem russischen Gas zurückbringen werden, um Europa zu unterstützen. Wenn Sie sich vorstellen, dass mehr als zwei Winter lang kein russisches Gas nach Europa kommt, denke ich, dass es sehr schwierig werden wird.“

Katar ist kein russischer Propagandist, Katar ist ein Konkurrent Russlands und möchte selbst sein Gas verkaufen. Wenn der Energieminister von Katar so etwas sagt, sollten Politiker in der EU nachdenklich werden. Aber mit den Nachdenken scheint es in Brüssel und Berlin ein Problem zu geben, wie die Aussagen und Maßnahmen zur Energiepolitik der EU und ihrer Mitgliedsstaaten seit Monaten (oder sogar Jahren) beweisen.

Dass die Araber nun auch noch ungehorsam werden, ist vor diesem Hintergrund eine umso größere Erschütterung der geopolitischen Architektur. Aber darüber berichten die deutschen „Qualitätsmedien“ ihren Konsumenten kein Wort. Wozu auch? Sollen sie doch weiter die Grünen wählen und im Winter bei Kerzenschein frieren. Wenn nicht diesen Winter, dann vielleicht im nächsten?

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