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AutorenbildWatchOut News

Bestialisch oder präzise? Die russischen Vergeltungsschläge und ihre Opfer

Die westlichen Medien überschlagen sich mit Meldungen darüber, wie bestialisch die russischen Angriffe auf die Ukraine sind und dass Russland gezielt zivile Ziele beschießt. Ist das objektiv korrekt?

Die Propaganda-Maschinerie der westlichen Medien läuft auf Hochtouren. Über die russischen Vergeltungsschläge gegen die Ukraine für den Terroranschlag auf die Krimbrücke berichtet der Spiegel unter Überschriften wie „Luftschläge gegen die Ukraine – Russlands »strategische« Ziele: Museen, Spielplätze, Menschen“ und behauptet, Russland würde gezielt zivile Ziele angreifen. Das ist nicht nur Unsinn, es ist reine Kriegspropaganda.

Vorweg sei es ganz deutlich gesagt: Man kann und darf zivile Tote nicht aufrechnen und jeder tote Zivilist ist einer zu viel, egal auf welcher Seite des Konfliktes er sein Leben verliert. Daher wollte ich diesen Artikel eigentlich nicht schreiben, aber leider muss es sein, wenn man aufzeigen will, wie dreist der Spiegel und andere westliche Medien Kriegspropaganda betreiben.

Die westlichen Medien überschlagen sich mit Meldungen über die Grausamkeit der russischen Vergeltungsschläge. Die Artikel sind emotional formuliert und Bilder von Zerstörung oder sogar Leichen dürfen dabei nicht fehlen, um die Leser in die gewollte anti-russische Stimmung zu versetzen. Das wäre sogar mehr als in Ordnung, wenn sich die westlichen Medien immer so über Opfer von Kriegshandlungen aufregen würden, wie in diesen Tagen. Das tun sie aber leider nicht, was ihre aktuellen Berichte per Definition zu Kriegspropaganda macht.

Die Opfer der russischen Vergeltungsschläge

Die Opferzahlen der russischen Angriffe kann man nur schwer in den westlichen Medienberichten finden, denn statt der nackten Fakten setzen sie auf Emotionen. Aber wer sucht, der wird fündig und so kann die Zahlen auch im Spiegel finden. Sie sind zum Beispiel in einem Artikel mit der Überschrift „Berlin hat Kiew Flugabwehrwaffe geliefert – Wie Iris-T die Luftverteidigung der Ukraine unterstützen kann“ vom späten Abend des 11. Oktober versteckt, in dem es um die Lieferung des deutschen Luftabwehrsystems an die Ukraine geht. Dort erfahren wir:

„Nach offiziellen Angaben starben bei den Attacken mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen sechs Menschen, mehr als 20 weitere wurden verletzt.“

Sechs Tote in der ganzen Ukraine sind sechs Tote zu viel, keine Frage. Aber sind das viele Opfer, wenn man bedenkt, dass nach offiziellen Angaben weit über 40 russische Marschflugkörper mit Sprengköpfen von 200 bis 400 Kilogramm ihre Ziele erreicht haben? Um die Frage zu beantworten, helfen Vergleiche.

Die Opfer der ukrainischen Beschusses

Donezk wird von der ukrainischen Armee seit acht Jahren beschossen, wobei laut OSZE 75 Prozent der zivilen Opfer auf das Konto der ukrainischen Armee gehen. Hat der Spiegel darüber in den letzten acht Jahren emotionale Artikel mit Vorwürfen gegen Kiew geschrieben? Nein.

Seit über einem halben Jahr wird Donezk täglich teilweise mit hunderten Artilleriegranaten beschossen, wobei ausschließlich zivile Ziele getroffen werden. Hat der Spiegel Kiew zum Beispiel Vorwürfe gemacht, als die Ukraine im Juni mehrmals eine Geburtsklinik in Donezk beschossen hat? Nein, er hat es nicht einmal erwähnt.

Am 19. September wurde Donezk besonders heftig beschossen und alleine in einem Stadtteil sind an dem Tag 13 Zivilisten beim Beschuss von Wohnhäusern und Verkaufsständen getötet worden. Am 22. September hat die ukrainische Armee einen Markt in Donezk beschossen, wobei sechs Zivilisten getötet wurden. Hat er Spiegel darüber mit Überschriften wie „Kiews »strategische« Ziele: Märkte, Spielplätze, Menschen“ berichtet? Nein, der Spiegel hat es nicht einmal erwähnt.

Das waren nur Beispiele, denn ich kann nicht über jeden Toten in Donezk und jeden Beschuss der Stadt berichten. Hinzu kommen fast täglich noch tote Zivilisten in Lugansk, Cherson und Saporoschje, die ebenfalls von ukrainischer Artillerie beschossen werden. Erfährt man davon etwas im Spiegel? Nein.

Oder die Sprengung der Krimbrücke, über die Spiegel sich recht offen gefreut hat: War es dem Spiegel Kritik an Kiew wert, dass dabei drei unschuldige Zivilisten getötet wurden? Nein, natürlich nicht.

Noch einmal: Jeder tote Zivilist ist einer zu viel, aber es ist schlicht verlogene Kriegspropaganda, wenn der Spiegel wegen sechs getöteten ukrainischen Zivilisten eine ganze Serie emotionaler Artikel produziert, aber andererseits hunderte ermordete Zivilisten auf russischer Seite nicht einmal erwähnt.

Hinzu kommt, dass die Ukraine gezielt zivile Ziele unter Feuer nimmt und diese hohe Zahl an Todesopfern in nur einer Stadt mit Artilleriegranaten erreicht, die „nur“ etwa 40 Kilogramm wiegen. Dem stehen die russischen Marschflugkörper mit dem fünf- bis zehnfachen dieser Sprengkraft gegenüber, die in der ganzen Ukraine „nur“ sechs Tote verursacht haben. Alleine das ist ein Beleg dafür, dass Russland auch jetzt noch versucht, zivile Opfer möglichst zu vermeiden, denn wenn so eine Sprengladung in ein ziviles Ziel fliegen würde, gäbe es bei nur einem einzigen Treffer weitaus mehr Tote.

Oder anders gesagt: Sechs Tote an einem Tag durch ukrainischen Beschuss sind Donezk nichts Außergewöhnliches, und wir reden nur von einer Stadt. Im Donbass und den neuen russischen Gebieten Cherson und Saporoschje zusammengenommen sterben jeden Tag mehr Zivilisten durch ukrainischen Beschuss, als in der gesamten Ukraine durch die massiven russischen Vergeltungsschläge.

Kriegspropaganda in den westlichen Medien

Aber davon erfahren die Menschen im Westen nichts, weil die angeblich objektiven „Qualitätsmedien“ darüber schlicht nicht berichten. So ein Verschweigen des Einen und mediales Aufblasen des Anderen ist per Definition Kriegspropaganda, nicht Berichterstattung. Und es ist erst recht kein Journalismus!

Oder wie war das, als die NATO Jugoslawien bombardiert und dabei zum Beispiel gezielt einen Passagierzug vernichtet hat? Hat der Spiegel da entsetzt aufgeheult und getitelt „Die »strategischen« Ziele NATO: Züge, Frauen, Kinder„? Nein, natürlich nicht.

Und im Irak? Wie war das, als die USA den Irak völkerrechtswidrig zerstört und eine halbe Million Zivilisten abgeschlachtet haben? Hat der Spiegel damals dramatische Homestories über Fatima aus Bagdad gebracht, die ihre Kinder durch amerikanische Bomben verloren hat? Nein, natürlich nicht.

Oder in Libyen? Im Jemen? Die Liste der Kriege der USA und der NATO mit zusammengenommen weit über einer Million ermordeten Zivilisten, die dem Spiegel alle keine Worte des Bedauerns – geschweige denn des Entsetzens – wert gewesen sind, ist sehr lang.

Wenn die USA und die NATO hunderttausende Menschen abschlachten, ist dem Spiegel das keine Kritik wert. Kritik im Spiegel gab es auch acht Jahre lang nicht, als Kiew die Menschen im Donbass abgeschlachtet hat. Aber sechs Tote durch russische Vergeltungsschläge für einen Akt von Staatsterrorismus, ausgeführt von Kiew, das ist dem Spiegel eine ganze Artikelserie wert.

Ich habe volles Verständnis für jeden, der sich über diese sechs Toten (ich wiederhole, jeder einzelne dieser Todesfälle ist eine Tragödie!) aufregt, wenn er sich mit der gleichen Inbrunst auch über all die Opfer der US- und NATO-Kriege und des achtjährigen Bombardements des Donbass durch Kiew aufgeregt hätte.

Aber das fehlt in den westlichen „Qualitätsmedien“, weshalb sie einmal mehr zeigen, was sie wirklich sind: Verlogene Propaganda-Instrumente der US-Kriegspropaganda-Maschinerie.

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