Als US-Soldaten deutsche Kindersoldaten niedermetzelten und Frauen vergewaltigten
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Kriegsverbrechen durch US-Truppen sind ein wenig beachtetes Kapitel des Zweiten Weltkriegs. Wobei einige dieser Taten gut dokumentiert sind. Eine davon spielte sich im württembergischen Dorf Lippach unweit von Aalen ab. Es jährt sich am 22. April 2025 nun zum 80sten Mal.

Die Beschreibung ist drastisch: „Alle hatten eingeschlagene Köpfe und keinerlei Schusswunden; der ganze Weg war verspritzt mit Hirn.“ Was verbirgt sich hinter diesem Schrecken, den Zeitzeugen in Schriftstücken überliefert haben? Kurz ausgedrückt, ein amerikanisches Kriegsverbrechen wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. 80 Jahre ist es her. Die Opfer des Mordens: deutsche Soldaten, zumeist noch halbe Kinder, 16 und 17 Jahre alt. Ein weiterer Teil des Verbrechens ist das Vergewaltigen von rund 20 Frauen.
Der Ort, in dem das Ganze geschah, heißt Lippach, ein württembergisches Dorf im Ostalbkreis, 20 Autominuten nordöstlich der Kreisstadt Aalen. Begibt man sich dort auf Spurensuche, führen die Schritte zum Lippacher Friedhof unweit der Pfarrkirche St. Katharina. Gleich hinter dem Eingang bei der kleinen Aussegnungshalle ist eine Kriegsgräberstätte.
Eine Irreführung auf der Grabplatte
Drei steinerne, von aufragenden Büschen beschattete Kreuze kennzeichnen sie. Davor ist eine Gedenktafel am Boden befestigt. 26 Namen sind eingeschlagen: ein Karl-Heinz Vomberg, ein Herbert Weber, ein Johannes Kura und so weiter. Nach dieser Aufzählung kommt der Verweis auf zehn weitere unbekannte deutsche Soldaten, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Ganz oben auf der Platte steht „Gefallen 22.4.1945“. Hingemordet wäre richtig – laut überkommener Berichte zumindest in den meisten Fällen der in dieser Grabanlage bestatteten Toten. Wie es zu dieser Irreführung gekommen ist, lässt sich nicht mehr feststellen.
Gestaltet wurde die Grabstätte von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Vielleicht sind ihren Mitarbeitern in den Nachkriegsjahren die wirklichen Abläufe der Ereignisse unbekannt gewesen. Ebenso möglich ist, dass sie sich nicht aus dem Fenster lehnen wollten. Immerhin waren Kriegsverbrechen der Westalliierten, also der Amerikaner, Briten oder Franzosen, in der alten Bundesrepublik ein weitgehendes Tabu-Thema.
Dies hatte einschneidende Gründe. Zum einen sind die ehemaligen Gegner rasch zu Freunden ernannt worden, welche die gefürchteten Sowjets fernhielten. Speziell die Amerikaner befeuerten zudem mit der Aufbauhilfe durch den Marshall-Plan das westdeutsche Wirtschaftswunder in den 1950er und 1960er Jahren.
Jüngere Forschungen zu US-Kriegsverbrechen
Des Weiteren erschien es höchst unangemessen, auf andere zu zeigen. Immerhin schlugen auf der eigenen Seite unzählige Verbrechen bis hin zum millionenfachen Völkermord an den Juden zu Buche. Jedes Herumreiten auf Untaten der Kriegssieger hätte als deutscher Aufrechnungsversuch ausgelegt werden können.
Geschichte ist jedoch nur vollständig, wenn nichts ausgeblendet wird. Dies gilt auch für das Lippacher Massaker – zumal das Umbringen deutscher Kriegsgefangener durch Amerikaner kein örtlicher Einzelfall war. Ein heikles Thema, das in jüngerer Zeit unter anderem von einem der Spitzen-Historiker für Forschungen zum Zweiten Weltkrieg aufgegriffen wurde: vom Briten Anthony James Beevor, völlig unverdächtig, irgendwelche Sympathien für einen Geschichtsrevisionismus zu haben.
So haben er und sein nicht weniger renommierter US-Kollege Stephen Edward Ambrose beispielsweise nachgewiesen, dass amerikanische Soldaten vielfach den Befehl erhalten hätten, keine Gefangenen zu machen. Die beiden haben Massaker an deutschen Soldaten nach der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 dokumentiert. Ebenso stießen die Historiker auf Gefangenenerschießungen durch die US-Truppen während der Ardennenschlacht Ende 1944, Anfang 1945. Besonders gut erforscht: das Hinschlachten von rund 60 gefangenen deutschen Soldaten im belgischen Chenogne am Neujahrstag 1945.
Der bekannte deutsche Historiker Klaus-Dietmar Henke hat sich wiederum mit dem Einmarsch der Amerikaner ins Reichsgebiet beschäftigt. Bei den Recherchen fand er 92 Örtlichkeiten, an denen sie entweder nachgewiesen Kriegsverbrechen begangen haben – oder es zumindest Indizien dafür gibt. Laut Henke sind solche Taten vermehrt dort begangen worden, wo die US-Armee noch Verluste im ausgehenden Krieg erlitten habe – so „zwischen Main, Neckar und Jagst“, wie er es beschreibt.
Lippach gehört zu diesen Landstrichen, in denen ein letztes deutsches Aufgebot noch vereinzelt Widerstand leistete. Die noch junge Jagst fließt durch den Ort, ein Bauerndorf wie so viele. Am 18. April 1945 kommt jedoch der Krieg heran, drei Wochen bevor er mit der allgemeinen deutschen Kapitulation endet. Versprengte Einheiten der Wehrmacht ziehen sich hierher zurück. Die folgenden drei Tage wird Lippach Etappe für deren weiteren Rückzug. Tag und Nacht seien Militärfahrzeuge über die Dorfstraße gerollt, wird in Erinnerungen beschrieben. Ein übliches Bild in vielen Teilen des zusammenbrechenden Reiches.
Waffen-SS kommt nach Lippach
Das spätere Drama beginnt sich aber erst am 21. April abzuzeichnen, einen Tag nach dem Geburtstag von Adolf Hitler, der im Berliner Führerbunker abseits jeglicher Realität zum unbändigen Widerstand aufruft. Nun rücken 200 bis 300 Mann der Waffen-SS in Lippach ein, Angehörige jener speziell auf den Diktator verpflichteten Militärtruppe. Dass sie dort auftaucht, überrascht wenig. Die Kaserne im nahen Ellwangen war von der SS belegt.
Sie trainierte dort während des Krieges vor allem Soldatenneulinge, Rekruten. So sind es auch Teile des SS-Panzer-Grenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillons 3, die bei Lippach eine Front aufbauen sollten. Nun könnte man mutmaßen, dass vielleicht fanatische Nazis einen Endkampf liefern wollten. Dem steht aber im Fall Lippach einiges entgegen.
Später aufgefundene Wehrpässe der massakrierten Opfer weisen darauf hin, dass es in erster Linie minderjährige Rekruten waren, teilweise erst wenige Wochen davor eingezogen. Seinerzeit war die Waffen-SS längst nicht mehr die einstige propagierte Freiwilligentruppe neben der eigentlichen deutschen Armee, also der Wehrmacht. Hitlers vermeintliche Elitegarde rekrutierte mit Zwang jeden, den sie bekommen konnte.
Was Ellwangen angeht, gibt es Gerüchte, dass dort sogar versprengte junge Luftwaffen-Soldaten in die Reihen der SS gezwungen worden seien. Tatsächlich sollen später in Lippach auch einige Leichen gelegen haben, die dies nahelegen. Die Toten trugen demnach bläuliche Luftwaffen-Uniformen.
Kriegsunerfahrene Kindertruppe
Jedenfalls scheint es laut Zeitzeugen und Militärunterlagen zum größten Teil eine völlig kriegsunerfahrene Kindertruppe gewesen zu sein, die Lippach halten sollte. Am Morgen des 22. April, einem kühlen und regnerischen Sonntag, ist es so weit. Von Norden her rücken amerikanische Panzer des Typs Sherman vor. Rund 80 Stück heißt es laut Schätzungen. Sie feuern auf deutsche Stellungen und das Dorf. Häuser und Ställe werden getroffen, brennen. Die Verteidiger wehren sich mit dem wenigen, was sie haben: in erster Linie Handfeuerwaffen, wie diverse Quellen besagen, aber auch mit Panzerfäusten und etwas Artillerie.
Verluste der Amerikaner werden in den Quellen nicht verzeichnet. Bald geben die Deutschen auch auf und versuchen, sich abzusetzen. Einige bleiben jedoch zurück. Vielleicht haben sie in ihren Schützenlöchern vom Rückzug nichts mitbekommen, sind orientierungslos. Eventuell ducken sich die Soldaten vor lauter Angst in irgendwelchen Verstecken – oder sie wollen einfach aufgeben. Jedenfalls beginnt nun ihr Verderben, als die Amerikaner am Nachmittag in Lippach einrücken.
Eine zentrale Dokumentation über die folgenden Geschehnisse stammt von Theodor Zanek, einem inzwischen verstorbenen Denkmalschützer und Heimatforscher aus Schwäbisch Gmünd, einer Stadt rund 40 Kilometer westlich von Lippach. Er hat dafür Zeitzeugen befragt. Informationen zum Ablauf des Dramas wurden aber auch von dem US-Historiker Stephen G. Fritz zusammengetragen. Weitere Schilderungen finden etwa in Zeitungsartikeln aus der Nachkriegszeit und der Ortschronik.
Die Amerikaner stoßen auf ein Alkohollager
Insgesamt wirken die Überlieferungen ein Stück weit unsortiert. Aber es lässt sich daraus entnehmen, dass das angeifende amerikanische 23. Panzerbataillon nach dem Zusammenbruch des deutschen Widerstands über Lippach hinaus vorgestoßen ist. Als Nachrücker kommt die 3. Provisional Company in den Ort, eine zeitweise ins Leben gerufene Einheit schwarzer Soldaten. Das US-Militär trennt damals noch nach Hautfarbe. Die Männer stoßen im Dorf auf ein Alkohollager. Ein Besäufnis fängt an.
Augenzeugen schildern den folgenden Horror. Demnach treiben gegen 16 Uhr rund 20 bis 25 betrunkene amerikanische Soldaten sechs Kriegsgefangene johlend die Dorfstraße entlang. Die jugendlichen Deutschen habe nur noch Stiefel, Hose und Unterhemd an. Sie müssen ihre Hände hochgestreckt halten. Immer wieder wird einer in den Straßengraben geprügelt. Beim Friedhof schlagen die Amerikaner ihren Gefangenen die Schädel ein.
Anderenorts in Lippach wird ein Unteroffizier der SS nach seiner Gefangennahme erst halbtot geprügelt. Dann schlagen seine Peiniger auch ihm mit dem Gewehrkolben den Schädel ein, stoßen schließlich noch ein Bajonett durch seine Brust. Auf dem Hof des Landwirts Ladenburger wollen Amerikaner laut den Erzählungen aus dem Dorf zwei Gefangene bei lebendigem Leib auf einer Kreissäge zersägen. Dies scheitert, weil der Strom für die Maschine fehlt. Beide Burschen sollten daraufhin mit Schüssen getötet werden. Wobei dies einer schwer verletzt überlebt und später von Einheimischen verbunden wird.
Am Ortsrand finden Lippacher entwaffnete deutsche Soldaten, die mittels Kopfschuss hingerichtet worden sind. Anderen offenbar waffenlosen Gefangenen ist in den Rücken geschossen worden. Auf einer Landstraße östlich von Lippach überrollen US-Panzer offenbar zwei Deutsche. Vier Opfer werden verbrannt entdeckt.
Nach dem Morden kommen die Vergewaltigungen
Der bereits erwähnte US-Historiker Stephen G. Fritz schätzt, dass von den 36 in Lippach bestatteten deutschen Soldaten rund zwei Drittel ihr Leben erst nach dem anfänglichen Gefecht verloren haben. Womöglich spielt bei diesem Massaker neben Alkohol für die schwarz-amerikanischen Soldaten noch etwas besonders Diabolisches eine Rolle: In früheren Kämpfen weit im Westen Europas haben Einheiten der Waffen-SS meist keine Gefangenen gemacht, wenn es um Farbige gegangen ist. Und nun sind Afroamerikanern in Lippach Deutsche in die Hände gefallen, die entsprechende Uniformen tragen. Rache könnte naheliegen, selbst wenn speziell diese Jugendlichen noch nie zuvor irgendwo gekämpft haben.
Wobei es die in Rage befindlichen Amerikaner nicht mit den Morden an den Kriegsgefangenen bewenden lassen. Danach wenden sie sich Lippacher Frauen zu. Nach den Überlieferungen gibt es etwa 20 Vergewaltigungen. Die Opfer sind zwischen 17 und 40 Jahren alt, teilweise schwanger. Die Chronik besagt, es hätten noch mehr missbrauchte Frauen sein können, wäre der damaligen Pfarrer Josef Boi nicht gewesen. Er versteckt einen Großteil der weiblichen Einwohnerschaft im Keller des Pfarrhauses.
Der größte Teil der Amerikaner zieht noch am selben Tag weiter. Zur Rechenschaft wird keiner von ihnen gezogen. Im August 1986 hat aber der amerikanische General Raymond Haddock den Anstoß für eine Gedenkfeier gegeben. Sie kam zustande. Der spätere Kommandant des US-Sektors von Berlin bestätigte dabei die Vorfälle. Laut zeitgenössischen Zeitungsberichten sprach er mit Zeitzeugen und bat „über Gräber hinweg um Freundschaft“.
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